Ihre Bilder bannten den Glamour der 20er Jahre auf die Leinwand und machten Tamara de Lempicka mit kaum 30 Jahren zur Millionärin. De Lempicka, in zweiter Ehe mit dem Baron Raoul Kuffner verheiratet, bekam von der Presse den Spitznamen „Baroness with a Paintbrush“: Baronin mit dem Pinsel.
Tamara de Lempicka ist die wohl bekannteste Malerin der 20er Jahre. Ihre Bilder gelten als Inbegriff des Art Deco, sie zeigen oft die glamourösen Menschen ihrer Zeit: Männer im Smoking, Frauen vor urbaner Kulisse. Besonders häufig malte de Lempicka Frauen – und immer wieder auch Aktbilder. Dabei war es ihr egal, ob eine Dame aus der Oberschicht oder eine Sexarbeiterin vor ihr posierte. De Lempicka schuf sinnliche Bilder von Frauen, die sich in ihrem Körper und mit ihrer Erotik sichtbar wohlfühlten.
Mit vielen ihrer Modelle wurden ihr lesbische Beziehungen nachgesagt. Denn obwohl Tamara de Lempicka verheiratet war, erkundete sie im Paris der Zwanziger Jahre ihre Sexualität und lebte sie aus. Als ziemlich gesichert gilt die Affäre mit einer wohlhabenden Nachbarin, der wohl beinahe ein Jahrzehnt andauert. Belegt ist die Beziehung zwischen Tamara de Lempicka und der französischen Sängerin Suzy Solidor, die den Nachtclub „La Vie Parisienne“ betrieb.
Doch Tamara de Lempicka war nicht nur glamouröse Malerin. Sie war in der Oberschicht aufgewachsen und floh während der russischen Revolution aus Russland. Ihr Mann war verhaftet worden und de Lempicka hatte ihn gegen einen hohen Preis freibekommen: ihren Körper.
Nach der Flucht war sie in Paris zunächst gezwungen, den Familienschmuck zu verscherbeln, um sich, ihren Ehemann Tadeusz und die gemeinsame Tochter Kizette zu ernähren. Ihre Schwester Adrienne war es, die Tamara de Lempicka ermunterte, ihr malerisches Talent weiterzubilden und zu versuchen, damit Geld zu verdienen. Typisch für de Lempicka: Später würde sie behaupten, sie habe nie in ihrem Leben eine professionelle künstlerische Ausbildung erhalten.
Auch sonst strickte Tamara de Lempicka so einige Mythen um ihr Leben. Damit ist es ihr gelungen, die wahre Frau und Malerin Tamara de Lempicka nur schwer greifbar zu machen. Im Podcast nähere ich mich ihr von verschiedenen Blickwinkeln: als Tochter der Oberschicht, als Geflüchtete, als bisexuelle Frau, als Mutter, als Heimatlose – und natürlich auch als Künstlerin.
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Laura Claridge: Tamara de Lempicka. A Life of Deco and Decadence
Gilles Nerét: Lempicka
Kizette de Lempicka-Foxhall, Victoria de Lempicka: Passion By Design. The Art and times of Tamara de Lempicka
Phaidon Editors: Great Women Artists
Interview mit Urgroßenkelin Marisa de Lempicka https://www.artdeco.org/tamara-de-lempicka-interview
Karl Lagerfeld fotografierte 2011 Florence Welche wie in einem Lempicka-Gemälde: http://fashion.telegraph.co.uk/moregalleries/TMG8845688/Florence-Welch-photographed-by-Karl-Lagerfeld.html
Madonna sammelt die Kunst von Tamara de Lempicka und zeigt ihr Gemälde „Andromeda“ prominent in ihrem Video „Open Your Heart“ https://www.youtube.com/watch?v=snsTmi9N9Gs&ab_channel=Madonna
Am 13. März 2023 ist mein Buch „Nicht nur Heldinnen“ im Herder Verlag erschienen. Es versammelt 20 Porträts von Frauen, die wir bewundern können – und solchen, deren Handeln bei uns Widerspruch weckt oder zum Nachdenken bringt. Du kannst das Buch bei Buchhändler*innen deines Vertrauens bestellen oder direkt bei Herder:
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