Für ihre Verdienste in der Geburtshilfe wurde Josepha von Siebold als erste Frau in Deutschland mit einem Ehrendoktortitel bedacht.
Wie die spätere Pionierin der Geburtshilfe am 14. Dezember 1771 in Geismar im thüringischen Eichsfeld auf die Welt kam – ob auch ihre Mutter Hilfe hatte und von wem – ist nicht überliefert. Die Eltern starben entweder bald nach ihrer Geburt oder konnten sich die Versorgung der kleinen Regina Josepha Henning (Rufname Josepha) nicht leisten. So wuchs das Mädchen im Haushalt ihres Onkels Lorenz Henning auf.
Mit 15 Jahren gab sie 1787 dem Regierungsrat Georg Heiland das Ja-Wort, einem Kollegen ihres mittlerweile verstorbenen Onkels. Schon im Jahr darauf gebar sie ihre erste Tochter. Vier Kinder brachte Josepha Heiland in ihrer Ehe mit Georg Heiland zur Welt, nur die beiden Töchter Charlotte und Therese überlebten.
Überraschend im Alter von 22 Jahren verwitwet, heiratete sie 1795 den Arzt Damian von Siebold und siedelte mit ihm nach Darmstadt über. Josepha von Siebold begann mit einer Ausnahmegenehmigung medizinische VOrlesungen zu besuchen, die sie jedoch hinter einem Vorhang hören musste, damit sie ihre männlichen Kommilitonen nicht ablenkte. Auch die Teilnahme an praktischen Übungen wurde ihr verwehrt.
Josepha von Siebold arbeitete in der Praxis ihres Mannes in Darmstadt mit, legte 1807 erneut dank Ausnahmegenehmigung ihr Examen ab und wurde zu einer talentierten, von ihren Patientinnen hoch geschätzten Geburtshelferin. Frauen waren dankbar, bei Schwangerschaft und Entbindung von einer Frau betreut zu werden, die ihnen sogar Hausbesuche abstattete. Wegen ihres Einsatzes bekam sie im Darmstädter Volksmund den Ehrentitel „Mutter der Armen wie ihrer Kinder“ und bekam von der Universität Gießen 1815 als erste Frau eine Ehrendoktorwürde für ihre „Entbindungskunst“ verliehen. Sie starb 77-jährig am 28. Februar 1849 in Darmstadt und wurde auf dem Alten Friedhof der Stadt beigesetzt.
Einen ausführlicheren Blick auf ihr Leben lest ihr im von mir verfassten Kalenderblatt bei der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung.
Wollt ihr weitere Frauen kennenlernen, die sich in der Medizin verdient machten? Dann interessiert euch vielleicht meine Folge über Krankenschwester Kate Marsden, die bis nach Sibirien reiste, um Lepra-Kranke zu versorgen. Oder über Medizinerinnen im Ghetto Theresienstadt, eine Folge mit Historikerin Anna Hájková. Über Hildegard von Bingen und ihr Wirken im Mittelalter habe ich im Podcast auch schon berichtet.
Bild: Eucharius Rößlin, Der Swangern frawen vnd hebamme(n) roszgarte(n). Hagenau: Gran, um 1515, gemeinfrei via Wikimedia Commons
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