Ihr Name ist mit großen Kreativen ihrer Zeit verbunden: Gustav Mahler, Oskar Kokoschka, Walter Gropius, Franz Werfel. Alma Mahler-Werfel verstand sich als Frau, die Männer zu Großem inspirierte.
An der Wienerin scheiden sich die Geister. Einerseits förderte sie durch ihr forderndes Wesen die Kreativität der Männer, mit denen sie verkehrte. Andererseits war sie dominant, liebte es im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, liebte die Intrige und betrog jeden ihrer Männer. Die Journalistin Marietta Torberg sagte über Alma Mahler-Werfel: „Sie war eine große Dame und gleichzeitig eine Kloake.“
Das Bild von Alma Mahler-Werfel ist vielschichtig: Sie wächst mit einem Lügengebäude auf: Schon die Mutter betrügt den Vater und jubelt ihm die Tochter aus einer außerehelichen Beziehung als „Kuckuckskind“ unter. Früh verliert sie den Vater, dank ihrem Stiefvater – mit dem sie nie warm wurde – verkehrt sie als Teenager mit den Künstler*innen der Secession und saugt die progressiven künstlerischen Einflüsse um die Jahrhundertwende auf.
Gustav Mahler verbietet ihr, zu komponieren
Ein lüsterner Gustav Klimt macht der 17-jährigen Alma Mahler-Werfel eindeutige Avancen, dann verliebt sie sich in ihren Klavierlehrer Alexander von Zemlinsky und schließlich in den Musiker Gustav Mahler. Doch der suchte keine ebenbürtige Gefährtin, sondern eine Frau, die sein Schaffen in den Mittelpunkt stellte. Er verbietet seiner Frau, sich weiter selbst mit der Musik zu beschäftigen. Ihr frühes musikalisches Schaffen wird von im Keim erstickt.
Es soll nicht der einzige Schicksalsschlag in ihrem Leben bleiben: Insgesamt drei Kinder muss Alma Mahler-Werfel im Laufe ihres Lebens begraben. Die Dramen und Verluste trugen sicherlich dazu bei, dass Alma Mahler-Werfel sich zunehmend zur dominanten und intriganten Frau wandelte.
Die Antisemitin heiratet jüdische Männer
Schon in jungen Jahren trug sie jedoch ihren abstoßendsten Zug recht offen vor sich her: Ihren Antisemitismus. Wieder und wieder äußerte sie sich abschätzig über jüdische Menschen und sah sich ihnen überlegen dank ihrer „arischen“ Abstammung. Das große Paradox: Alma Mahler-Werfel ging wiederholt Beziehungen mit jüdischen Männern ein: Von Zemlinsky, Mahler, Oskar Kokoschka, Franz Werfel. Sie glaubte, ihr „arischer Einfluss“ würde diese Männer zu besseren Männern und vor allem zu besseren Künstlern machen.
Wie sie diese Rolle auslebte, welche Schicksalsschläge sie erlitt und wie viele Facetten diese Frau hat, darüber spreche ich ausführlich in der Podcastfolge.
Oliver Hilmes: Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel
Alma Mahler-Werfel: Mein Leben.
Robert Schollum, „Die Lieder von Alma Maria Schindler-Mahler,“ Österreichische Musikzeitschrift 34 (1979):544-51
Kokoschas Bildnis „Maler mit Puppe“ seht ihr hier: https://www.oskar-kokoschka.ch/de/1020/1066/Maler%20mit%20Puppe
Fotos der berüchtigten Puppe gibt es hier: https://mahlerfoundation.org/mahler/contemporaries/oskar-kokoschka/
Spurensuche nach der Puppenmacherin Hermine Moos: https://www.hoerspielundfeature.de/die-frau-hinter-der-puppe-hermine-moos-100.html
Dokumentation über Alma Mahler-Werfel:
https://www.youtube.com/watch?v=swuAohVmc9k&ab_channel=GedichtedesAliwi
Am 13. März 2023 ist mein Buch „Nicht nur Heldinnen“ im Herder Verlag erschienen. Es versammelt 20 Porträts von Frauen, die wir bewundern können – und solchen, deren Handeln bei uns Widerspruch weckt oder zum Nachdenken bringt. Du kannst das Buch bei Buchhändler*innen deines Vertrauens bestellen oder direkt bei Herder:
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